Botulinumtoxin - ein Nervengift mit vielen Anwendungsmöglichkeiten

Botulinumtoxin - ein Nervengift mit vielen Anwendungsmöglichkeiten

Das Botulinumtoxin ist ein Ausscheidungsprodukt des Bakteriums Clostridium botulinum. Wenn Fleisch oder Wurst verdirbt und sich dieses Bakterium stark vermehrt, entsteht Botulinumtoxin, das zu schweren Lebensmittelvergiftungen führen kann. Der Wirkstoff lähmt die Muskulatur, indem er die Schaltstelle zwischen Nerv und dem dazugehörenden Muskel blockiert. Ist die Reizleitung ausgeschaltet, kann auch der Muskel nicht mehr aktiviert werden. In der Medizin macht man sich diese Eigenschaft des Botulinumtoxin seit den 1970er Jahren zunutze, zuerst in der Neurologie und der Augenheilkunde. Seine Wirkung zur Faltenbehandlung wurde eher zufällig entdeckt. Behandelbar sind mimische Falten, also diejenigen Gesichtsfalten, die durch Muskelkontraktion hervorgerufen werden. In der Schweiz ist der Wirkstoff Botulinumtoxin allein zur Behandlung mittelschwerer bis schwerer Glabellafalten (Zornesfalten) sowie zur Verbesserung mittelstarker bis starker seitlicher Augenfalten (Krähenfüsse) zugelassen. Der Einsatz für die Glättung anderer minischer Gesichtsfalten bedeutet ein „off-label-use“, d.h. eine Anwendung des Arzneimittels ausserhalb des von Swissmedic zugelassenen Gebrauchs und geschieht in alleiniger Eigenverantwortung des behandelnden Arztes.

Was ist bei einer Behandlung mit Botulinumtoxin zu beachten?

Eine Behandlung mit diesem Wirkstoff ist vollkommen reversibel. Die Wirkung des Botulinumtoxin hält etwa drei bis vier Monate an. In dieser Zeit wird die unterbrochene Schaltstelle vom Nerv nach und nach wieder umwachsen, so dass die Reizübertragung dann wieder stattfinden kann. Nach einer Behandlung mit Botulinumtoxin ist der Patient sofort wieder gesellschaftsfähig. Allenfalls an den Einstichstellen kann es zu stecknadelkopfgrossen Blutergüssen kommen, die aber weitgehend vermieden werden, indem man die Stellen gut abdrückt. Kommt es trotzdem gelegentlich zu kleinen Blutergüssen oder zu blauen Flecken, können sie problemlos überschminkt werden. Das Botulinumtoxin wirkt allein auf die Muskeln – darum ist die Gefühlsempfindung davon nicht betroffen.

Gibt es Risiken?

Bei unsachgemässem Einsatz kann die Gesichtsmuskulatur stark eingeschränkt oder sogar ausgeschaltet werden. Das Gesicht erhält dann einen maskenhaften Ausdruck, denn die Mimik funktioniert dann nur noch unvollkommen. Beim behandelnden Arzt gehören also viel Erfahrung und eine genaue Kenntnis des Zusammenspiels der Gesichtsmuskulatur zum erfolgreichen Unterspritzen der Falten mit Botulinumtoxin. Vorauszusetzen ist, dass der Patient sich in gutem Allgemeinzustand befindet und aktuell keine Antibiotika einnimmt. Schwangere oder Patienten mit bestimmten Nervenerkrankungen, bei denen die Signalübertragung zwischen Nerv und Muskel gestört ist, sollten nicht behandelt werden. Selten kann es nach einer Botoxbehandlung vorübergehend zu Kopfschmerzen kommen. Kleine Blutergüsse und blaue Flecken an den Einstichstellen klingen schnell wieder ab.

Welches sind Alternativen zur Behandlung mimischer Falten?

Die beste Behandlung setzt jeweils bei der Ursache an. Gegen mittelschwerer bis schwerer Glabellafalten (Zornesfalten) und mittelstarke bis starke seitliche Augenfalten (Krähenfüsse) ist Botulinumtoxin das beste Gegenmittel, denn es bekämpft die Ursache: die Kontraktion von Gesichtsmuskeln. Oft sind diese Falten aber so ausgeprägt, dass sie zusätzlich auch noch mit einem Hyaluronsäure-Filler ausgefüllt werden müssen. Bei den meisten Patienten über 40 empfiehlt sich diese Kombination dieser beiden Verfahren. Verzichtet man bei solchen Falten komplett auf das Botulinumtoxin und füllt sie nur aus, so hält der erzielte Effekt nicht lange an, denn das Füllmaterial kann sich durch die Muskelaktivität nicht stabilisieren und wird schnell aus der Falte wieder herausgedrückt. Für leichtere Falten bietet sich ausserdem auch eine Lasertherapie (Laser-Resurfacing) oder ein Peeling an.
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